Kapitel 2 – Familientherapeutische Ausrichtung, methodologische Grundlagen und Wertebasis

„Was heilt ist letztlich die Beziehung.“, Irvin Yalom

 

Die Arbeit am Institut fußt auf einer humanistisch-existenziellen Wertebasis. Fachliche Grundlage ist die erlebnisorientierte Familientherapie, eine beziehungsorientierte Psychotherapie mit besonderer Gewichtung der Familiensicht. Einen Schwerpunkt der Ausbildung bildet die Eigentherapie und Selbstreflexion unter Supervision in einem fortlaufenden Prozess, der darauf abzielt, die Persönlichkeitsentwicklung des Ausbildungsteilnehmers anzuregen. Die Persönlichkeitsentwicklung (die Erlangung einer reifen Persönlichkeitsstruktur) bildet für den Therapeuten bzw. die Therapeutin die Grundlage dafür, dass er bzw. sie sich selbst als Person in reifer, authentischer – und für den Klienten und die Klientin fruchtbarer – Weise einbringen kann.

 

1. Der therapeutische Ansatz- erlebnisorientierte FamilientherapieDetails
Der therapeutische Ansatz, der bei der Ausbildung am ddif angewandt wird, basiert auf drei theoretischen Grundpfeilern: der erlebnis- und familienorientierten Psychotherapie, der existenziellen Psychologie und der Gestaltpsychologie und -therapie. Die erlebnisorientierte Familientherapie geht von der humanistisch-existenzialistischen Theoriebildung aus. Zu den Begründern der erlebnisorientierten Therapieform gehören Carl Rogers mit seiner klientenzentrierten Therapie (Rogers, 1988) sowie Fritz Perls mit seiner Gestalttherapie. Beide machten erstmals in den 1950er Jahren in den USA auf sich aufmerksam. Rogers leistete auf diesem Gebiet Pionierarbeit, indem er das Augenmerk auf die Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Klienten richtete. Ihn beschäftigte die Fähigkeit des Therapeuten, den Klienten und Klientinnen in authentischer, kongruenter Weise zu begegnen –  ohne zu verurteilen, akzeptierend und verständnisvoll. Diese Herangehensweise nannte Rogers „non-directive“, d. h. eine nicht steuernde, sondern vielmehr reflektierende Herangehensweise (Hougaard, 2004).

Der erlebnisorientierte Ansatz ist humanistisch und phänomenologisch (Erscheinungsformen – ich erlebe) und zeichnet sich durch seinen prozessorientierten Charakter aus. Der Therapeut bzw. die Therapeutin ist dabei Teil des Geschehens, er bzw. sie zeigt sich persönlich und der Schwerpunkt liegt mehr auf dem „Hier und Jetzt“ als auf der „Vergangenheit/Zukunft“.

Der phänomenologische Ansatz fußt auf der vorurteilsfreien Begegnung mit dem Klienten oder der Klientin in einem ebenbürtigen, mitmenschlichen Kontakt. Ausgangspunkt bildet dabei das unmittelbar Vorhandene, welches durch die Erlebnisse, Gedanken, Interpretationen und Handlungen des einzelnen Menschen zum Ausdruck kommt. Der Respekt vor dem Menschen zeigt sich darin, dass man dies einsieht und sich nicht bevormundend aufführt und dass man es unterlässt, die Person, Bedürfnisse und das Leben des Klienten oder der Klientin zu diagnostizieren und/oder zu definieren. Ausgangspunkt der Therapie bildet die Beschreibung des Themas (zumeist das Thema Schmerz) durch den Klienten oder die Klientin selbst, wobei dem Klienten oder der Klientin geholfen werden soll, Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Der Therapeut bzw. die Therapeutin versteht seinen bzw. ihren Klienten oder ihren bzw. ihre Klientin als Mitmenschen und hält sich selbst mit eigenen Ideen im Hintergrund (bleibt in der zweiten Reihe), baut Erwartungen ab, sieht nichts als gegeben an, um zu ermitteln, wie der Klient bzw. die Klientin sich selbst und seine bzw. ihre eigenen Lebensmöglichkeiten erlebt.

Dies erfolgt durch die Hier-und-Jetzt-Erforschung der Gefühle und Gedanken des Klienten bzw. der Klientin, welche die Grundlage für die persönliche Reflexion und Einsicht bildet. Im Rahmen des Unterrichts befassen wir uns u. a. mit der Fähigkeit des Therapeuten bzw. der Therapeutin , authentisch zu arbeiten, seiner bzw. ihrer Bearbeitung eigener persönlicher Themen und seiner bzw. ihrer Fähigkeit, sich über vorgefasste Meinungen und begriffliche Einteilungen der Welt in einer ebenbürtigen Begegnung mit dem Klienten bzw. der Klientin hinwegzusetzen.

Die Fähigkeit des Therapeuten bzw. der Therapeutin, dem Klienten bzw. der Klientin dabei zu helfen, sein bzw. ihr eigenes Leben, wie sich dieses in seinem bzw. ihrem Verhalten, seinen bzw. ihren Handlungen, Gedanken, Phantasien und Gefühlen äußert, in Worte zu fassen, ist somit entscheidend dafür, dass der Klient bzw. die Klientin verstehen lernt, was ihn bzw. sie daran hindert oder was ihm bzw. ihr helfen kann, Lösungen für die Dilemmata seines bzw. ihres Daseins zu finden. Der Therapeut oder die Therapeutin arbeitet folglich ausgehend von einem Gleichwürdigkeitsprinzip, wie es u. a. von Walter Kempler beschrieben wird, in einem nichtdiagnostizierenden Umfeld, das die Tatsache respektiert, dass sich der Klient bzw. die Klientin erlebnismäßig, kognitiv und tatsächlich in einer anderen und anders gearteten äußeren und inneren Welt befindet als die, in der sich der Therapeut bzw. die Therapeutin selbst befindet.

Die phänomenologische Methode stellt besondere Anforderungen an die Fähigkeit des Therapeuten bzw. der Therapeutin zur geistigen Offenheit, zum authentischen Sein, zur Inklusivität und Flexibilität, welche nur durch persönliche Arbeit, Selbstreflexion und das Bewusstsein eigener Stärken und Kontaktstörungen in Beziehungen mit anderen Menschen erlernt werden können (sofern der Betreffende diese nicht bereits im Vorfeld beherrscht). Der Therapeut bzw. die Therapeutin muss das mitmenschliche Verhältnis in der therapeutischen Arbeit anerkennen und es vermeiden, dem Klienten bzw. der Klientin als fachkundiger Therapeut oder fachkundige Therapeutin zu begegnen, der bzw. die sein bzw. ihr Wissen abliefern und definieren kann, was der Klient bzw. die Klientin aus seinem bzw. ihrem eigenen Leben machen oder nicht machen sollte. Die phänomenologische therapeutische Arbeit kann somit als ein Streben betrachtet werden.

Walter Kemplers Familientherapie kann als eine Verlängerung oder auch als eine Untergruppe des phänomenologischen und erlebnisorientierten Ansatzes verstanden werden. Walter Kempler arbeitete mehrere Jahre lang mit Perls am Ausbildungsinstitut Esalen in Kalifornien zusammen. Kempler distanzierte sich jedoch allmählich von Perls Methoden und „technischer Herangehensweise“ an den Klienten bzw. die Klientin. Er begann, sich mehr auf die jeweils bestehenden Beziehungen in der Familie des Klienten bzw. der Klientin zu konzentrieren und auf die Interaktionen zwischen den Familienmitgliedern, ihre persönlichen Dialoge sowie den Konflikt zwischen Integrität (persönlichen Grenzen) und Zusammenarbeit. Kempler sieht Symptome als einen Ausdruck für eine ungesunde Interaktion und Kinder als Symptomträger. Er legt Wert auf einen Therapeuten bzw. eine Therapeutin  „auf gleicher Augenhöhe“, also eine ebenbürtige Beziehung, ungeachtet der immanenten Asymmetrie, die daraus erwächst, dass der Therapeut bzw. die Therapeutin über mehr Wissen verfügt als der Klient bzw. die Klientin und dem Klienten bzw. der Klientin gegen Bezahlung hilft (Kempler, 1986).

Der erlebnisorientierte, familientherapeutische Ansatz wird durch die aktuellen Arbeiten zahlreicher Theoretiker, und Forscher der Gegenwart gestützt. Daniel Stern (1997, 2004) hat zum Verständnis der Intersubjektivität in der Kindheit beigetragen. I.D. Yalom (1999, 2002) ist ein heutiger Vertreter einer erlebnisorientierten existenziellen Psychotherapie, bei der der authentischen Begegnung größeres Gewicht beigemessen wird als therapeutischen Techniken und Methoden.

 

Der existenzielle Ansatz (Yalom und Fog) ist durch vier existenzielle Grundbedingungen gekennzeichnet, die für alle Menschen gelten und mit denen sich alle auseinandersetzen müssen. Diese vier Grundbedingungen sind die Einsamkeit, die Sinnlosigkeit, die Freiheit (und damit auch die Verantwortung dafür, sein Leben in einer nicht sinnlosen Weise zu leben) und zu guter Letzt der Tod. Dabei wird unterschieden zwischen dem menschlichen Sein („human being“) und dem menschlichen Tun („human doing“). Das Gewicht liegt dabei auf der geistigen Gegenwart, anerkennenden Beziehungen und Authentizität und weniger auf „Techniken und Methoden“. Auch Spinelli (1998) betont das Sein gegenüber dem Tun und ist somit ebenfalls ein Vertreter eines „nicht technischen“ therapeutischen Ansatzes.

Die Gestaltpsychologie (Hostrup, Perls) ist von ihrem Ausgangspunkt her eine Wahrnehmungspsychologie, die sich damit befasst, nach welchen Gesetzmäßigkeiten wir empfinden und Dinge auffassen.  Ein populäres Beispiel hierfür ist die Figur mit zwei Gesichtern, die zugleich auch eine Vase darstellt. Hierbei geht es (ebenso wie auch in allen übrigen Zusammenhängen) darum, dass das, was wir empfinden und erleben (sehen, hören, merken und denken) davon abhängt, in welchem Kontext wir dieses empfinden und erleben. Sowohl der Hintergrund als auch die Einzelteile bestimmen die Auffassung der Gesamtheit (Figur) mit. Der auf der Gestaltpsychologie basierende therapeutische Ansatz ist von seinem Ausgangspunkt her – im Gegensatz zum familientherapeutischen Ansatz – individuumsbezogen. Im Mittelpunkt steht die Integration der Einzelteile der Persönlichkeit zu einem zusammenhängenden sinnvollen Ganzen. Perls steuerte hierzu über seinen gestalttherapeutischen Ansatz die besondere Gewichtung der Hier-und-Jetzt-Prozesse bei, bei denen der Therapeut bzw. die Therapeutin durch strukturierte Übungen (Stuhlarbeit) dem Klienten bzw. der Klientin hilft, konfliktreiches Material zu nuancieren und zu integrieren. Die Technik des „leeren Stuhls“ ist im Grunde lediglich eine Metapher dafür, dass man die Perspektive anderer auf die eigene Person, eine bestimmte Gegebenheit oder ein bestimmtes Phänomen einnimmt. Dies ist auch ein zentraler Bestandteil anderer therapeutischer Ansätze, wird jedoch nur in der Gestalttherapie explizit zum Ausdruck gebracht und verbildlicht.

Literaturhinweise zu den wissenschaftlichen Grundlagen

2. Ethische GrundlagenDetails
Der Unterricht und die Übungen am ddif erfolgen nach Maßgabe der vom dänischen Psychotherapeutenverband und des dänischen Psychologenverbands aufgestellten ethischen Regeln.

Alle Lehrkräfte und Ausbildungskollegen bzw. -kolleginnen begegnen dem Ausbildungsteilnehmer bzw. der -teilnehmerin mit Respekt und Aufgeschlossenheit und unterstützen ihn bzw. ihn bei seinem bzw. ihrem Streben nach Erlangung von Autonomie und persönlicher Entwicklung.

Die Lehrkräfte tragen für das Wohlbefinden der Ausbildungsteilnehmer und -teilnehmerinnen Sorge, indem sie die individuellen Prozesse und die Gruppenprozesse aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen begleiten.

Es handelt sich dabei in der Praxis um ein Streben nach einem ethischen Verhalten und nicht etwa um die bloße Erfüllung einer Reihe von eindeutigen Regeln.

Die wichtigsten Punkte, die hier hervorzuheben sind, sind:

  • Schweigepflicht
  • klare Übereinkünfte über gegenseitige Erwartungen und Verantwortlichkeiten
  • eindeutige Beziehungen
  • Hilfe bei der Erlangung einer größeren Autonomie
  • Unterstützung der persönlichen Entwicklung zur besseren Beherrschung der vereinbarten Themen
3. Methodologische Grundlagen und ArbeitsformenDetails
Der praxisbasierten Unterrichtsform, die im Rahmen der Ausbildung am ddif angeboten wird, liegen folgende Gedanken zugrunde:

  • Stärkung des berufsbezogenen Unterrichts
  • Schaffung eines Umfelds, das die Aneignung und die gedankliche Verknüpfung von Theorie, Praxis und Forschung fördert

Ein Grundprinzip ist dabei, dass der Ausbildungsteilnehmer bzw. die -teilnehmerin den Prozess zunächst selbst aus der Klientenperspektive erlebt und anschließend aus der Perspektive des Familientherapeuten bzw. der -therapeutin. Der eigentherapeutische Teil der Ausbildung ist in Form von tatsächlichen familientherapeutischen Sequenzen angelegt und nicht etwa als eine „Als-ob-Therapie“. Hierbei erhält der Ausbildungsteilnehmer bzw. die -teilnehmerin die Möglichkeit:

  • den Therapeuten bzw. die Therapeutin als Rollenmodell bei der Aneignung des eigenen späteren Praxisverhaltens zu verinnerlichen
  • eventuelle eigene Probleme zu verarbeiten

In den psychologischen Berufen und vor allem im familientherapeutischen Wirken stellt die eigene Persönlichkeit des Familientherapeuten bzw. der -therapeutin ein wichtiges Werkzeug dar. Die wesentlichen Ziele der Eigentherapie bestehen darin, sicherzustellen, dass der Teilnehmer bzw. die Teilnehmerin:

  • ein gewisses Maß an Selbsteinsicht und Vertrautheit mit den eigenen Reaktionen gewinnt
  • seine bzw. ihre eigenen Erfahrungen in der Klientenrolle sammelt, da diese es ihm bzw. ihr erleichtern, sich in den Klienten oder in die Klientin einzufühlen
  • Gelegenheit erhält, einen erfahrenen Psychologen/Therapeuten bzw. eine erfahrene Psychologin/Therapeutin bei der Arbeit zu beobachten, was ihm bzw. ihr in der sonstigen Praxis nur selten gestattet ist
  • bei Gruppenprozessen sowohl den Prozess anderer beobachten kann als auch selbst Akteur bzw. Akteurin beim Prozess sein kann

Direkt supervidierte Arbeit

Eine zentrale Arbeitsform ist die direkte Supervision von Gesprächen. Die Ausbildungsteilnehmer bzw. -teilnehmerinnen arbeiten dabei miteinander im Beisein der Ausbildungskollegen bzw. -kolleginnen und unter der Supervision einer Lehrkraft. Der einzelne Teilnehmer bzw. die einzelne Teilnehmerin  bringt eine selbst gewählte Problemstellung vor, die oft mit der persönlichen beruflichen Zielsetzung des Betreffenden bzw. der Betreffenden zusammenhängt. Ein anderer Teilnehmer bzw. eine andere Teilnehmerin wird eingeladen, als Gesprächspartner bzw. -partnerin zu agieren, oder meldet sich dazu von sich aus, woraufhin die beiden das Gespräch durchführen. Dabei werden sie nur von der supervidierenden Lehrkraft oder eventuell durch ein ausgewähltes reflektierendes Team von Ausbildungskollegen bzw. -kollegen unterbrochen. Diese Gespräche sind häufig Einzelgespräche, doch werden die Ausbildungsteilnehmer bzw. -teilnehmerinnen dazu aufgefordert, ihre Familienmitglieder/Partner zur Teilnahme einzuladen.

Während der Ausbildung begegnen wir auch Gastklienten in Form von Familien und Personen, die außerhalb der Ausbildungsgruppe stehen. Diese können von Ausbildungsteilnehmern bzw. -teilnehmerinnen, die tagtäglich mit ihnen arbeiten, eingeladen worden sein, oder aber sie haben sich direkt an das Institut gewandt, um im Rahmen des Gruppenunterrichts Hilfe zu erhalten. Diese Klienten bzw. Klientinnen werden zunächst telefonisch auf die Situation vorbereitet. Am Gesprächstag werden sie von dem Ausbildungsteilnehmer bzw. der -teilnehmerin oder der Lehrkraft, mit dem bzw. der sie sprechen sollen, in Empfang genommen, wonach das Gespräch wie oben beschrieben im Beisein der Gruppe stattfindet.

Der Lehrkraft obliegt es, dafür Sorge zu tragen, dass die Gastklienten eine ethische, respektvolle und fachlich vertretbare Behandlung erfahren. Das Gespräch wird so weit als möglich vom Ausbildungsteilnehmer bzw. von der -teilnehmerin eingeleitet und weitergeführt. Der therapeutische Novize bzw. die die therapeutische Novizin wird dabei unterstützt, seine bzw. ihre berufspersönlichen Fertigkeiten im Umgang mit dem jeweiligen Klienten bzw. der jeweiligen Klientenfamilie anzuwenden. Es findet eine offene Reflexion und Supervision zwischen dem Ausbildungsteilnehmer bzw. der
-teilnehmerin und dem Supervisor bzw. der Supervisorin statt, die auf die unmittelbare Umsetzung und die Progression des Gesprächs ausgerichtet ist und darauf, den Klienten bzw. die Klientin die Erlangung eines tieferen Verständnisses zu ermöglichen. Hierbei kann es bisweilen vorkommen, dass die Lehrkraft (der Supervisor) Teile des Gesprächs übernimmt.

Rückmeldungen

Nach jeder therapeutischen Arbeitssituation folgt eine Phase der Eigenreflexion und der Unterbreitung von Rückmeldungen durch die Beobachter bzw. Beobachterinnen und Lehrkräfte. Vor dem Gespräch werden zwei Beobachter bzw. Beobachterinnen ausgewählt, die auf nähere Anweisung dem Ausbildungsteilnehmer bzw. der -teilnehmerin, der bzw. die gerade als Gesprächspartner bzw.
-partnerin agiert hat, Rückmeldungen geben. Dieser Ausbildungsteilnehmer bzw. diese -teilnehmerin nimmt eingangs eine mündliche Selbstbeurteilung vor, welche durch Rückmeldungen der ausgewählten Beobachter bzw. Beobachterinnen und der Lehrkraft (des Supervisors bzw. der Supervisorin) ergänzt werden.

Dieses Nachgespräch findet statt, nachdem der Klient bzw. die Klientin gegangen ist, und dient dazu, die Lernpotenziale zu verdeutlichen, eventuelle durch das Gespräch aktualisierte Schwierigkeiten zu bearbeiten sowie ggf. die fachpersönliche Selbstauffassung zu nuancieren. Darüber hinaus beinhaltet es (für die Ausbildungsgruppe) die unmittelbare Schulung der Fertigkeit, präzise, anerkennende und herausfordernde Rückmeldungen zu formulieren, sowie (für den therapeutischen Novizen bzw. die therapeutische Novizin) der Fähigkeit, diese Rückmeldungen entgegenzunehmen und zu verinnerlichen.

Gruppendynamische Arbeit

Mit der großen Gruppe wird gruppendynamisch gearbeitet. Regelmäßig angewandte Arbeitsformen sind aktuelle Statusberichte und Runden, bei denen Teilnehmer und Teilnehmerinnen dazu aufgefordert werden, klare, persönliche und authentische Aussagen zu formulieren. Hierdurch wird die Fähigkeit geschärft, das Augenmerk auf das subjektive Erlebnis und die objektiven Verhältnisse, wie sie andere erleben, zu richten und zwischen diesen zu unterscheiden sowie potenziell schwierige Botschaften in einer Weise zu übermitteln, dass andere sie entgegennehmen können – keineswegs unbedeutende Aspekte bei der Arbeit mit Klienten und Klientinnen.

Integration der Theorie

Es besteht ein Unterschied dazwischen, Wissen über bestimmte Sachverhalte zu besitzen, und der Fähigkeit, eine Theorie in der Praxis anzuwenden. Deshalb empfiehlt es sich, die Theorie aus einem persönlichen Blickwinkel heraus zu lesen, als Einführung, um später mit der Theorie in der Praxis arbeiten zu können. Der einzelne Ausbildungsteilnehmer bzw. die einzelne -teilnehmerin sollte also – als Form der Wissensaneignung – versuchen, die Theorie als Optik auf das eigene Leben und die eigene Familie anzuwenden und die Theorie auf diese Weise zu internalisieren, damit sie nicht bloß ein losgelöstes, nicht integriertes Wissen wird bzw. bleibt.

Die Ausbildungsteilnehmer bzw. -teilnehmerinnen sind gehalten, sich über Literatur und Theorien miteinander auszutauschen. Der Vermittlung eigener Überlegungen und des gelesenen Theoriestoffs kommt dabei eine ganz wesentliche Bedeutung für die Heranbildung eines soliden fachlichen (Selbst-)Verständnisses zu. Die berufsgruppenübergreifende Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe ermöglicht es den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zudem, sich Kenntnisse über die Sichtweisen anderer Berufsgruppen anzueignen.

Beurteilung und Selbstbeurteilung der Ausbildungsteilnehmer und -teilnehmerinnen

Die Ausbildungsteilnehmer und -teilnehmerinnen beurteilen laufend ihre eigene Entwicklung sowohl bezüglich ihrer beratungsbezogenen/therapeutischen als auch ihrer theoretischen Kompetenzen. Außerdem wird die fachliche und persönliche Entwicklung der einzelnen Teilnehmer und Teilnehmerinnen kontinuierlich von den Lehrkräften verfolgt.

Jahresabschlüsse

Jahresabschlüsse werden im 1., 2., 3. und 4. Jahr in Form einer schriftlichen Arbeit und einer mündlichen Evaluation abgelegt. (Mehr dazu in Kapitel 5)

 

 

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