Vordenker

Die erlebnisorientierte Familientherapie hat sich aus dem humanistisch-existenzialistischen Theorieansatz entwickelt.
Seine wichtigsten Protagonisten sind:

Carl Rogers und Fritz Perls

Die klientenzentrierte Gesprächstherapie nach Carl Rogers und die Gestalttherapie nach Fritz Perls sind historisch gesehen die wichtigsten Exponenten der erlebnisorientierten Therapieform. Rogers und seine Mitarbeiter beschrieben die therapeutische Beziehung unter drei Aspekten: Empathie, Echtheit und bedingungsfreie Wertschätzung. Rogers stellte die menschliche Begegnung in den Mittelpunkt des therapeutischen Prozesses und bezeichnete seine Therapieform als „non-directive“. Perls und Rogers waren beide der humanistisch-existenziellen Vorgehensweise verbunden, unterschieden sich aber in ihrem Therapiestil und ihrer Methodik ganz erheblich.

Walter Kempler

…gründete 1979 zusammen mit Jesper Juul, Mogens Lund und Lis Keiser das Kempler Institute of Scandinavia. Kempler war ein enger Mitarbeiter von Fritz Perls, bevor er seine eigene Therapieform mit Familien entwickelte. Nach und nach distanzierte er sich immer mehr von der Gestalttherapie. Die Hier-und-Jetzt-Orientierung, Authentizität und Selbsteinbeziehung des Therapeuten sind in seiner „experiental family therapy“ Grundvoraussetzungen für die Arbeit.

Jesper Juul

…hat das Kempler Institut 25 Jahre geleitet und mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Arbeit mit Familien weiterentwickelt. Eins seiner wichtigsten Themen heute ist die Gleichwürdigkeit der Beziehungen in Therapie und Pädagogik. Juul ist durch und durch Praktiker. In seiner über 30-jährigen Praxis mit Familien hat er viele Strömungen und Trends miterlebt. Er beobachtet die gesellschaftlichen Veränderungen und sieht, welche Auswirkungen sie auf die Familien, Kinder und Jugendliche haben. Daraus gewinnt Juul seine Erkenntnisse und passt seine Arbeit den veränderten Gegebenheiten an.

2004 hat Jesper Juul das Unternehmen familylab ins Leben gerufen. Sein Bestreben ist es, Eltern im Zusammenleben mit ihren Kindern zu ermutigen und zu inspirieren. Er ist dabei, diese Organisation in vielen Ländern weltweit zu etablieren.

Irvin David Yalom

…ist einer der weltweit angesehensten Psychotherapeuten. Sein Hauptwerk trägt den Titel „Existenzielle Psychotherapie“. Yalom schreibt: „Für einen existenziellen Therapeuten ist alles verloren, wenn die ‚Technik’ in den Vordergrund gestellt wird, weil das eigentliche Wesen der echten Beziehung darin besteht, dass man nicht manipuliert, sondern sich dem anderen mit seinem ganzen Sein zuwendet.“ (Irvin D. Yalom: Existenzielle Psychotherapie, EHP-Edition Humanistische Psychologie, 4. Aufl. 2005, S. 485)

 

Therapeutische Strömungen

Drei Annäherungen an die Psychotherapie können als Vorläufer und Ideengeber für unsere Arbeit gelten. Alle drei Ansätze gehen von einer psychodynamisch orientierten Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie aus. Unsere Persönlichkeit – also unser Entwicklungspotential wie auch unsere Defizite – ist weitgehend geprägt vom Fürsorgeumfeld, das uns früh zugänglich ist oder verschlossen bleibt.

Klientenzentrierte Therapie und Gestalttherapie

Beide psychotherapeutischen Ansätze sind auf das Individuum orientiert. Darin unterscheiden sie sich vom familientherapeutischen Ansatz. Die Klienterzentrierte Therapie, wie sie Carl Rogers entwickelt hat, beinhaltet den Ansatz im Namen. Die Gestalttherapie beschäftigt sich mit den Gesetzmäßigkeiten, wie wir wahrnehmen und beurteilen. Der Fokus liegt auf der Integration der Persönlichkeitskomponenten in ein kohärentes und sinnvolles Ganzes. Dies geschieht zum Beispiel durch die Arbeit mit „dem leeren Stuhl”, eine Metapher für die Aufnahme von Perspektiven anderer auf sich selbst, auf ein bestimmtes Thema oder Phänomen. Auch in anderen therapeutischen Ansätzen ist dies von zentraler Bedeutung, aber nur in der Gestalttherapie wird es expliziert.

Erlebnisorientierte Psychotherapie

Der erlebnisorientierte Ansatz ist humanistisch, phänomenologisch und prozessorientiert. Der Therapeut agiert persönlich und richtet den Fokus mehr auf das Hier und Jetzt als auf Vergangenheit und Zukunft.

Walter Kempler hat diesen Ansatz für die Familientherapie weiterentwickelt. Er legte den Fokus auf Interaktion, persönlichen Dialog, den Konflikt zwischen Integrität (persönliche Grenzen) und Kooperation, Symptome als Ausdruck ungesunder Interaktion, Kinder als Träger solcher Symptome und einen Psychotherapeuten auf Augenhöhe. Trotz ihrer inhärenten Asymmetrie und obwohl der Therapeut die Rolle der Fachperson innehat und für seine Hilfe bezahlt wird, sieht Kempler die Beziehung innerhalb der Therapie als gleichwürdig.

Existentielle Psychotherapie

Der existenzielle Ansatz (nach Irving Yalom) konzentriert sich auf vier Grundbedingungen, die für alle Menschen gelten. Diese vier Grundbedingungen sind Einsamkeit, Sinnlosigkeit, Freiheit (und damit die Verantwortung, das Leben in einer nicht sinnlosen Weise zu leben) und nicht zuletzt der Tod. In diesem Ansatz unterscheidet man zwischen menschlichem Sein und menschlichem Tun. Der Schwerpunkt liegt eher auf der Gegenwärtigkeit, auf anerkennenden Beziehungen und Authentizität als auf Techniken und Methoden.

Drei Annäherungen an die Psychotherapie können als Vorläufer und Ideengeber für unsere Arbeit gelten. Alle drei Ansätze gehen von einer psychodynamisch orientierten Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie aus. Unsere Persönlichkeit – also unser Entwicklungspotential wie auch unsere Defizite – ist weitgehend geprägt vom Fürsorgeumfeld, das uns früh zugänglich ist oder verschlossen bleibt.