Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie

“Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie”, Psychiatrie Verlag, 992 Seiten
von Klaus Dörner, Ursula Plog, Thomas Bock, Peter Brieger, Andreas Heinz, Frank Wendt

„Wenn ich dem Anderen helfen will, muss ich bei mir beginnen, um die Voraussetzungen zu schaffen. Es ist unmöglich, dem Anderen gerecht zu werden, und es ist nicht möglich (und auch nicht erlaubt), einen anderen Menschen zu ändern, während es durchaus möglich ist, dass ich mich ändere – und zwar so, dass gerade dadurch auch der Andere sich ändern kann.“

Während meiner Ausbildung am ddif habe ich viele Beratungen erlebt, in denen psychisch kranke Familienmitglieder unsichtbar anwesend waren. Es macht etwas mit einem Menschen, wenn ein Elternteil depressiv, schizophren oder alkoholabhängig ist/ war. Die Krankheit hat Auswirkungen bis in die spätere Familie des damaligen Kindes hinein. Das umfassende Lehrbuch „Irren ist menschlich“ beschreibt psychisch „gekränkte“ Menschen, ihre „Landschaften“ sowie Begegnungs- und Therapiemöglichkeiten. Es hat mich berührt und auch erstaunt, mit welch hoher Wertschätzung das Autorenteam diese Menschen beschreibt (z.B. der Kapitelname „Der sich und Andere versuchende Mensch“ statt „Abhängigkeit”) und wie Fachkräfte (Physiotherapeuten, Krankenschwestern, Ärzte, Psychotherapeuten…) immer wieder angehalten werden, sich in der Arbeit mit diesen Menschen zu reflektieren.

Jede Krankheit belastet immer auch das Familiensystem und deshalb ist dieses Buch für mich ein wichtiges Nachschlagewerk und lädt mich immer wieder zum schmökern ein.

Anke Stadelbauer