Erlebnisorientierte Familientherapie
Ich möchte Sie auf den Text von Cornelia Stöckel hinweisen.
Sie hat über die Erlebnisorientierte Familientherapie eine Facharbeit geschrieben. Familylab.de hat den Text in seiner Schriftenreihe veröffentlicht.
Cornelia Stöckel hat an der ersten Familientherapieausbildung am ddif teilgenommen. Ich möchte mich herzlich bei ihr für diese schriftliche Arbeit bedanken. Wer sich für unseren therapeutischen Ansatz interessiert, findet in diesem Text die charakteristischen Kennzeichen, die Walter Kempler und Jesper Juul bahnbrechend entwickelt haben.
Die Ausführungen sind leicht verständlich und anhand von Beispielen gut erklärt.
Als Kostprobe lesen Sie hier die zwei folgenden Zitate:
Walter Kempler und die Wurzeln der erlebnisorientierten Familientherapie
in der Gestalttherapie (Kapitel 2.1)
“Kempler warf Perls vor, das Streben nach Unabhängigkeit gegenüber dem Bedürfnis nach Gemeinsamkeit zu stark zu betonen (Kempler, 1975, S. 16). Auch stellte er sich dem Gebrauch von Techniken und Taktiken entschieden entgegen, soweit diese dazu führten, den Therapeuten vor der eigenen Verletzlichkeit zu schützen (ebenda, S. 15). Das zentrale Element der erlebnisorientierten Familientherapie ist die Selbstoffenbarung gegenüber einem wichtigen anderen (ebenda, S. 70) und die Bereitschaft verwundbar zu sein (ebenda, S. 26). Diese Bereitschaft kann innerhalb einer Familie am besten gefördert werden, indem auch der Therapeut zur Selbstoffenbarung und Verwundbarkeit bereit ist und sich nicht hinter Methoden verschanzt.”
Gleichwürdigkeit (Kapitel 2.2.6)
“Juul prägte den Begriff der Gleichwürdigkeit, um zum Ausdruck zu bringen, dass Kindern von Geburt an die gleiche Würde innewohnt wie Erwachsenen (Juul, 1997, S. 39 ff.). Gleichwürdigkeit bedeutet nicht, dass Kinder im demokratischen Sinne „gleich“ sind. In einer Familie haben die Erwachsenen die ganze Macht, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind und sie diese gar nicht haben wollen (Juul, 2016, S. 150). Gleichwürdigkeit heißt vielmehr, dass Eltern ihr Kind genauso ernst nehmen wie sich selbst, indem sie dessen Bedürfnisse, Wünsche, Träume und Ambitionen einbeziehen. Kinder von Anfang an als gleichwürdige Menschen zu akzeptieren heißt, sie als Subjekt wahrzunehmen statt sie zum (Erziehungs-, Liebes- oder andersartigen) Objekt zu machen. Erziehungsmethoden machen Kinder zu Objekten, genauso, wie wir Gefahr laufen, mit „Beratungsmethoden“ oder therapeutischen Methoden Klienten zu Objekten zu machen. Damit ist auch die Gefahr verbunden, dass wir den Kontakt zu uns selbst und unserem Gegenüber verlieren.” |